Das Nähen - Anleitung von 1868

Die nachfolgende Anleitung stammt aus einem Buch aus dem Jahr 1868. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Nähmaschine in den Haushalten. Die Tipps beziehen sich daher ausschließlich auf das Nähen von Hand. Es schadet nicht, wenn man auch heutzutage einige dieser Tipps beherzigt, denn auch heute befindet sich nicht in jedem Haushalt eine Nähmaschine.

Das Nähen. 

Das Nähen darf keiner Hausfrau fremd seyn. Es ist das jenige Geschäft, das sie so oft zur Hand zu nehmen Gelegenheit hat, als sie nicht zu anderer Arbeit gerufen wird. Denn zu nähen gibt es in einer Haushaltung immer. Zum Nähen ist zunächst ein am Arbeitstischchen irgendwie befestigtes oder ein so schweres Nähkissen nöthig, daß die Arbeit daran festgeheftet werden kann, ohne daß es sich bewegt.

Hinsichtlich der Nähnadel ist bei allen Arbeiten, die hübsch werden sollen, nothwendig, daß sie möglichst fein ist — , freilich immer im Verhältniß zu dem zu verarbeitenden Zeug. Sie ist als zu stark zu bezeichnen, oder läuft am Ohr zu dick zu, wenn sie sich in festem Zeug stumpf durchsticht. Die rechte Stärke hat sie, wenn sich der zur betreffenden Arbeit passende Faden leicht in die selbe einfädeln läßt.

Weiter ist eine gute Schere Bedürfnis für eine Näherin, und kann ohne eine solche nie etwas schön und pünktlich zugeschnitten werden.

Der Fingerhut, beim Nähen am Mittelfinger der rechten Hand befindlich, besteht am besten aus Silber, weil er dann keine Schwärze von sich gibt, wenn er mehr oder weniger mit dem Zeug oder Zwirn in Berührung kommt.

Haupterforderniß zum Nähen ist ein gleicher guter Faden, ohne welchen selbst die beste Arbeiterin keine schöne und gute Arbeit zu liefern vermag. Ein großer Mißgriff ist es, den Faden, der in die Nadel eingefädelt wird, zu lang zu nehmen, da er sich in diesem Falle abnäht, rauh wird, und am Ende auseinanderfällt.

Ein Knoten soll beim Nähen, wenn man mit einem frischen Faden beginnt, nicht gemacht werden, da ein solcher nicht gut aussieht; es ist vielmehr der Faden nur so weit durchzuziehen, daß sein Ende noch etwas heraussieht, welches dann beim Weiternähen aus verschiedene Art gefaßt wird. Bei der überwendlichen Naht z. B. wird es von der Rechten zur Linken gerade am Zeuge herabgelegt, so daß die Naht darüberkommt; beim Säumen ist es mit der Nadel in den Saum zu streichen.

Was nun die Arbeiten betrifft, aus denen das Nähen besteht, so nennen wir hier zuerst den Saum. Zur Erlangung eines hübschen gleichen Saums muß man den Rand des zu säumenden Zeuges ganz gleich und so schmal einschlagen, als es die Dicke desselben irgendwie gestattet. Das Umbiegen geschieht am besten mit dem Daumen, indem das Zeug zwischen ihm und dem Zeigefinger der linken Hand gehalten wird; mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand wird er dann zweimal in derselben Richtung und in der geeigneten Breite umgeschlagen, wobei zuvor mit der Nähnadel dem Faden nach vorgeritzt wird. Ist dieß geschehen, so ist mit dem Nähen zu beginnen, indem man ganz dicht unter dem Umschlag hinein-, und möglichst nahe am Rande des Saumes etwas schief wieder heraussticht. Das Schiefe des Stiches ist deßhalb nöthig, daß man weiterkommt. Während des Säumens wird die Arbeit leicht über den Zeigefinger der linken Hand gehalten, die Nähnadel wird stets mit der rechten Hand geführt.

Zu einem schönen Saum muß man die Stiche sehr klein und in gleichweiten Entfernungen machen. Soll schräg- oder rundgeschnittenes Zeug in dieser Weise gesäumt werden, so muß man es noch leichter über den Finger halten, um jede Ausdehnung streng zu vermeiden; der Faden dagegen ist beim Nähen etwas stärker anzuziehen.

Der Hohlsaum. 

Derselbe kommt nur beim Weißnähen, am häufigsten bei Oberleintüchern und Kissenüberzügen, vor. Die Leinwand wird, wie beim gewöhnlichen Saum, eingebogen, dann zieht man da, wo genäht werden soll, 1—2 Fäden aus der Leinwand aus, und wo der Faden ausgezogen wurde, nimmt man beim Nähen 2 — 3 Fäden auf die Spitze der Nadel, und legt den Nähfaden um letztere, wodurch, wenn dieselbe herausgezogen und der Faden angezogen wird, ein Knötchen entsteht. Es wird dann noch ein Saumstich auswärts gemacht, doch dadurch nur das Umgeschlagene gefaßt.

Der Steppsaum. 

Das Umschlagen des Zeugs wird vorgenommen, wie bei dem gewöhnlichen Saum, jedoch nach der rechten Seite heraus, dann steppt man dicht am innern Rande des Saums darauf hin. Ehe man umschlägt, kann man da, wo der Umschlagrand wieder auf das Zeug kommt, einen Faden ausziehen, und es werden dann, wo der Querfaden ausgezogen ist, in der Reihe 2—3 Längsfäden, je nachdem das Zeug stark ist, auf der Nadel gefaßt. Ist letztere mit dem Faden herausgezogen, so sticht man in dieselbe Stelle wieder zurück, wo man mit der Nadel zuerst hineingestochen hat, heraus wird auf dem Umschlage in gerader Richtung gestochen u. s. w. — Beim Steppsaum darf man nie außer Acht lassen, immer wieder um so viel Fäden zurückzustechen, als vorwärts gestochen sind. Damit der Umschlag sich weder ausdehnen noch einziehen kann, ist es rathsam, den Saum vor der Arbeit flüchtig zu heften.

Gewöhnliche Naht oder Vorstiche. 

Es werden beide Theile des Zeugs möglichst gleich zusammengelegt, dann beginnt man mit dem Nähen, indem man am Rande des Zeugs so weit vorsticht, als die Naht gleich werden soll. Man faßt nämlich je 5—6 Fäden auf die Nadel und läßt eben so viel liegen, faßt dann wieder 5—6 Fäden u. s. s. Diese Naht kommt am häufigsten bei schwachen Zeugen in Anwendung, und zwar deßhalb, weil sie nicht haltbar ist. Man kann bei ihr zur Beschleunigung der Arbeit immer mehrere Stiche auf die Nadel nehmen. — Die Vorstiche, woraus die Naht besteht, werden, sehr verlängert, auch zum Zusammenheften von zwei Stücken (Fadenschlangen) benützt, weil sich der Nähfaden leicht wieder herausziehen läßt. Außerdem läßt sich der Vorstich auch mit Hinterstichen verbinden, wodurch mehr Festigkeit erzielt wird, und zwar um so größere, je mehr man dann zwischen den Vorstichen Hinterstiche macht.

Die überwendliche Naht. 

Sie kommt beim Anfertigen feinerer Wäsche sehr häufig vor, und dient vorzüglich dazu, zwei Zeugstücke dauerhaft aneinander zu nähen. Zu dem Ende legt man die Leisten der Leinwand oder des Zeugs aufeinander, und hält sie mit der linken Hand zwischen Daumen und Zeigefinger so knapp fest, daß nur noch eine Fadenbreite von beiden Rändern hervorsteht, welche für den Stich bestimmt ist. Hat man das Zeug auf diese Weise, dann ist an der Vorderseite dicht am Rande des untersten Stückes hinein- und gerade durchzustechen, und dicht am Rande des hintern Stücks wieder herauszuziehen.

Hinterstichnaht. 

Die Hinterstiche sind sehr dauerhaft, und da sie leicht und schnell gemacht werden können, wendet man sie auch sehr häufig an. Die beiden zusammenzunähenden Zeugstücke werden wie bei der Vorstichnaht zusammengelegt, dann sticht man vom Rande mehr oder weniger entfernt, je nachdem die Naht breiter oder schmäler werden soll, hinein, wie wenn Vorstiche gemacht werden sollten. Hernach muß man wieder zurückstechen, wie beim Steppstich, damit Stich an Stich kommt.

Wellnaht, französische Kappnaht. 

Findet beim Nähen der Bett- und Leibwäsche Anwendung. Man benützt sie zum Zusammennähen von 2 verschiedenen Stücken Zeug. Diese werden mit Hinterstichen zusammengenäht, doch muß das obere Stück wenigstens um 12 Fäden Breite vorstehen. Nach Vollendung der Naht muß man den überstehenden Zeug mit der Nadel gut ein schlagen, umbrechen und gut durchstreichen. Je schmäler und höher die Naht ist, um so besser sieht sie aus. Nun wird mit Saum- stichen niedergenäht, und dabei das Ueberbogene mit dem Daumen gut eingerollt. Die Nadel wird immer etwas schräg wieder heraus geführt, und zwar so, daß man damit am obern Theile nur etliche Fäden faßt. Das Zeug ist an ein Nähkissen festzustecken, sonst kann diese Naht nicht gut ausgeführt werden.

Der Kreuzstich ist blos zum Zeichnen der Wäsche bestimmt. In Leinwand wird er gewöhnlich mit türkischem Garn gemacht, und sticht man zunächst von der linken zur rechten Seite heraus, fährt um 2 Fäden höher hinauf, sticht von da in der Breite um 2 Fäden wieder hinein, und dann um 2 Fäden tiefer wieder her aus. Hernach wird von dem ersten Auszug abermals um 2 Fäden höher hineingestochen, so daß das Zeichnungsgarn ein hübsches, regelmäßiges Kreuzchen auf der rechten Seite bildet, welche Kreuzchen nun in gehöriger Zusammensetzung nach Vorlagen Buchstaben, Zahlen oder andere Figuren bilden.

Das Fälteln. 

Man faßt die Falten mit Vorstichen, was dadurch geschieht, daß man nahe am Rand des Zeugs geradeaus immer vorwärts sticht, dabei aber nur je nach der Dicke des Zeuges etwa 2 — 3 Fäden auf und ebensoviel unter die Nadel nimmt. Man kann mehrere Stiche zugleich fassen, ehe der Faden nachgezogen wird. Ist das Stück der ganzen Länge nach auf diese Weise gefaltet, so wird der Nähfaden straff angezogen, und um einen Finger der linken Hand gewickelt, mit welch' letzterer man dann auch noch den eingezogenen Zeug faßt, um mit der in der rechten Hand befindlichen Nadel gerade zwischen jedem Vorderstich herunterstreichen und so das Ganze allmählich in kleinen Fältchen zwischen die Finger der linken Hand schieben zu können.

Das Bundansetzen. 

Sind die Fältchen auf die vorhin erwähnte Art gemacht, so nimmt man den Bund, theilt das in Falten gelegte Stück Zeug möglichst gleichmäßig auf die Länge des Bundes ein, und legt letzteren mit der rechten Seite gegen die Fältchen. Nun wird der umgeschlagene Rand mit Nebenstichen in der Art festgenäht, daß mit der Nadel jedes Fältchen gefaßt wird, hernach schlägt man den Bund um, streicht ihn glatt, und näht ihn mit Nebenstichen auch auf der linken Seite fest. Zuletzt näht man noch die beiden schmalen Bundseiten, von welchen die Ränder noch immer eingeschlagen sind, hübsch mit überwendlichen Stichen zusammen.

Knopflöcher. 

Man schneidet in das Zeug mit einer feinen Scheere eine Oeffnung in der Größe des betreffenden Knopfes. Ist dieß geschehen, so wird die Oeffnung mit möglichst kurzen Vorstichen umzogen. Die Seite des Knopflochs, welche umschlungen werden soll, wird genau mit der linken Hand zwischen dem Daumen und Zeigefinger festgehalten, und nun von der Linken zur Rechten gearbeitet, indem durch das Knopfloch hinein- und dicht unter den Vorstichen von unten wieder herausgestochen wird. Ehe man aber den Faden sest anzieht, wird nach oben zwischen dem selben und dem Rande durchgestochen. Sind so die beiden langen Seiten der Oeffnungen umschlungen, dann wird an die vordere und hintere Seite des Knopflochs der sogenannte Riegel mit den selben Stichen gemacht. — Bei den Knopflöchern müssen alle Stiche ganz egal seyn, sonst bekommen dieselben nie ein schönes Aussehen.

Der Stopfstich. 

Ist Leinwand durch den Gebrauch und durch das Waschen dünn geworden oder zerrissen, so kann man sie mit dem Stopfstich wieder herstellen. Es ist derselbe immer sowohl in die Höhe als in die Breite genau dem Faden nach zu machen, indem man einen Faden des Zeugs um den andern auf die Nadel nimmt, und so den Nähfaden durch die ganze Ausdehnung der schadhaften Stelle zieht. Hernach wendet man das Zeug um, und durchzieht die nächste Reihe aus der gleichen Seite ganz wie die erste, nur werden hier die Fäden des Gewebes, welche beim erstmaligen Durchziehen unter der Nadel waren, also liegen blieben, gefaßt, während diejenigen liegen bleiben, welche beim ersten mal gefaßt wurden. Nach abermaligem Umwenden wird wie das erstemal verfahren u. f. f., bis die ganze schadhafte Stelle durchzogen oder gestopft ist. Zum Wiederherstellen schadhafter Wäsche ist eine besondere Notwendigkeit, das Einsetzen eines Stücks Zeug gut zu verstehen. Es wird dabei zuerst die schadhafte Stelle schön viereckig (länglich oder quadratförmig), und zwar genau nach dem Faden, ausgeschnitten, dann schneidet man in jede der 4 Ecken ein klein wenig ein. Hernach nimmt man ein gleichfalls viereckiges Stück, das in Länge und Breite etwas größer als das Loch ist, setzt es mit Hinterstichen ganz egal in die Oeffnung, und näht sodann das vorstehende Zeug mit einer Wellnaht fest.

(Die alte Schreibweise aus dem Buch wurde beibehalten)

Das Stricken - Strümpfe - Anleitung aus dem Jahr 1868

Die alten Bücher hatten noch keine Abbildungen, wie man sie heute in Anleitungen findet. Eine genaue Beschreibung war daher erforderlich. Aber versuchen Sie es selbst - die Anleitungen waren exakt beschrieben und man kann danach arbeiten, vielleicht etwas umständlich, aber es funktioniert. Und - natürlich haben sich die Zeiten geändert. Heute stricken auch Mitglieder des männlichen Geschlechts.

Das Stricken. 

Die Strickkunst liegt meist in den Händen des weiblichen Geschlechts, und es wird wohl selten eine Hauswirthin geben, die sich nicht schon in der Jugend in dieser schönen Kunst die erforderliche Fertigkeit angeeignet hätte.

Foto: iStock-Photo
Das gewöhnliche Strickgeschäft bewegt sich in der Kenntniß und Fertigkeit, Socken, Strümpfe, Hosenträger, Strumpfbänder u. dgl. zu stricken. Die höhere Strickkunst aber fördert Mützen, Hauben, Jacken, Bettdecken, Handschuhe, Schuhe zu Tage. Außerdem werden noch zahlreiche Luxusartikel gestrickt, z. B. Börsen, Spitzen, Manschetten, Krägen, viele Perlarbeiten, worin man es zu einer erstaunlichen Eleganz und Fertigkeit gebracht hat. Das Haupt- und nützlichste Produkt des Strickens ist und bleibt immerhin der Strumpf. Er ist gleich unentbehrlich für Alt und Jung, und trägt wohl mehr zu unserer Gesundheit und unserm Wohlbefinden bei, als Viele glauben. Dessen regelrechte Anfertigung wollen wir daher auch hier allein in's Auge fassen, da die andern Strickarbeiten ohnedieß mehr Luxusarbeiten sind, und dem Bereiche der praktischen Hausfrau ferner liegen. Ehe wir aber darauf übergehen, wie gestrickt werden soll, wollen wir die beim Stricken vorkommenden Ausdrücke näher erörtern.

Glatte Reihe — durchaus glatt gestrickte Maschen.
Linke Maschen — bei dem Abstricken der Maschen den Faden vor die Nadel nehmen, und hinter der zu strickenden Masche mit der Nadel hineinstechen. Verkehrt oder geschränkt — man sticht, mit der Nadel von vorn nach hinten durch die Masche, und strickt diese auf der linken Seite glatt ab.
Aufnehmen — aus einer Masche sind zwei zu stricken, was dadurch geschieht, daß man den untern Faden der Masche auf die Nadel faßt, ihn durchzieht, und hernach erst die Masche abstrickt.
Aufschlagen — einen Faden von vorn über die Nadel schlagen.
Abnehmen — zwei Maschen miteinander zugleich abstricken.
Ueberhoben abnehmen — eine Masche wird abgehoben, die andere gestrickt, und die abgehobene dann über die gestrickte gezogen.
Verkehrt abnehmen — zwei Maschen miteinander verkehrt abstricken.
Ab- oder Ueberheben — eine Masche nicht stricken, sie aber doch von einer Nadel auf die andere heben.
Rippen — eine Masche links und eine verkehrt.
Schlingenmasche — Masche, bei deren Anfertigung man den Faden vor die Nadel nimmt und dann mit demselben die Schlinge macht.
Abketteln — bei zwei gestrickten Maschen wird die erste über die zweite gehoben, und am Ende der Faden zur Befestigung durchgezogen.
Abschließen, Abbohren —  Es werden zwei Maschen glatt gestrickt, dann ist die erste über die zweite zu ziehen, nun wieder eine glatt, über welche die zweite zu ziehen ist, wieder eine glatt, über welche die dritte zu ziehen u. s. s.
Einstricken. — Das Ende eines Fadens und der Anfang des nächsten werden über einander gelegt, und mit beiden zugleich einige Maschen gestrickt. Als feste Regel soll aufgestellt werden, daß man beim Stricken weder zu fest noch zu locker arbeiten darf.

Das Anschlingen der Maschen an die Nadel kommt so häufig vor, daß wir nähere Anleitung hierzu für nöthig halten. Man nimmt die Nadel in die rechte Hand, das Garn aber durch den kleinen und Goldfinger, so daß es in die innere Hand kommt, dann wird es aus den ausgestreckten Zeigefinger geschlungen, und von der innern Hand nun über den ausgestreckten Daumen derart genommen, daß es einwärts übereinanderläuft. Nachdem jetzt das Garn angespannt und mit dem kleinen Finger in der innern Hand festgehalten ist, wird mit der Nadel in dasselbe gegen den Daumen von unten hinaufgestochen, das Garn am Zeigefinger darumgeschlungen, und damit durch die Schlinge am Daumen herausgehoben, woraus man das Garn vom Daumen herunter läßt, und die Masche mit Daumen und Zeigefinger fest anzieht. Aus diese Art wird fortgefahren.

Mauszähnlein. Nachdem die gehörige Maschenzahl angeschlungen ist, werden einige Touren darübergestrickt, dann wird ausgeschlagen, verkehrt abgenommen, wieder ausgeschlagen, verkehrt abgenommen, und so die ganze Tour fortgemacht. Wenn hernach so viele Touren glatt darübergestrickt sind, als nach dem Anschlingen gestrickt wurden, werden mit einer feinen Stricknadel von den angeschlungenen Maschen so viele aufgefaßt, als auf einer Nadel Maschen sind, und nun die Nadel mit den aufgefaßten Maschen aus der linken Seite herausgenommen und so zusammengestrickt, daß in eine Masche gestochen und dazu noch eine Masche von den aufgefaßten genommen und zusammengestrickt wird. Hieraus wird in gleicher Weise die zweite Nadel aufgefangen und zusammengestrickt, ebenso die dritte und vierte. Man beachte dabei, daß die erste aufgefaßte Masche mit der ersten  Masche auf der Nadel in gerader Linie ist, und daß beim Auffassen kein Glied liegen bleibt.

Wir kommen nun zur Anfertigung des Strumpfes selbst. Jeden Strumpf muß man etwas weiter anfangen, als die Stärke des Beins ist, an das er passen soll. Nach den Mauszähnlein oder nach dem Bördlcin (Rändlein) wird am Ende der vierten Nadel das sogenannte Nädlein angefangen: man strickt nämlich an der vierten Nadel die 2 letzten Maschen link, bei der folgenden Tour dann wieder link, bei der dritten und vierten jedoch glatt, bei der fünften und sechsten wieder link, und so durch den ganzen Strumpf fort, bis derselbe geschlossen wird. Nach Belieben kann auch nur 1 Masche link gestrickt werden, bei der zweiten Tour 1 glatt, bei der dritten wieder 1 link u. s. f.

Als Anfang ist ein gleichviereckiges Stück zu stricken, und dann ist beim Abnehmen anzufangen. Soll übrigens die Wade schön werden, so ist nicht gleich am Anfang zu viel aufeinander abzunehmen, es muß dieß viel mehr allmählich geschehen, indem man nach jedem Abnehmen ungefähr 8 Touren darüberstrickt. Nach dem Abnehmen ist bis zur Ferse handbreit möglichst gleich fortzustricken, und alsdann sind die Maschen gleich abzutheilen; sollte dabei auf zwei Nadeln eine Masche mehr kommen, so ist diese zur Ferse zu nehmen. Sind dann 22 Maschen auf jeder Nadel, (die vierte ausgenommen, wo das Nädlein ist,) so wird die Ferse angefangen, wozu die 2 Nadeln gehören, zwischen denen sich das Nädlein befindet. Je hoher die Ferse gestrickt wird, d. h. je mehr man Seitenmaschen macht, um so größer wird auch der Seitenzwickel des Fußes, und um so besser wird der Strumpf passen. Bei mittelfeiner englischer Strickwolle rechnet man 22 Seitenmaschen.

Nun beginnt man mit dem Fersenschluß oder Deckel. Das Verfahren hiebei ist: 14 Maschen abgestrickt, abgenommen, die übrigen Maschen glatt abgestrickt, und das Nädlein gestrickt; auf der andern Nadel wieder 6 Maschen glatt gestrickt, abgenommen; nun umgekehrt, die linke Seite link abgestrickt bis zum Abnehmen; von den 14 Maschen eine damit abgenommen, und wieder umgekehrt. So wird fortgefahren, bis alle Maschen abgenommen sind, und nur noch die 14 Maschen in der Mitte bleiben, nämlich auf jeder Nadel 6 und das Nädlein. Die Seitenmaschen werden nun alle aufgefaßt, verkehrt abgestrickt, und 2 Touren glatt darübergestrickt, dann am Ende der ersten Nadel abgenommen, und die zweite und dritte abgestrickt, ferner am Anfang der vierten Nadel überhoben abgenommen, wieder 2 Touren glalt gestrickt, und wieder an der ersten und vierten Nadel, wie vorhin beschrieben, abgenommen.

So wird fortgestrickt, und immer nach 2 glatten Touren abgenommen, bis auf jeder Nadel 21 Maschen sind, (also eine Masche weniger wie vor Beginn der Ferse,) dann wird so lange glatt fortgestrickt, bis der Vorderfuß die gehörige Länge hat, nun an jeder Nadel die 2 letzten Maschen abgenommen, 2 Touren glatt darübergestrickt, wieder am Ende jeder Nadel abgenommen, und 2 Touren darüber, und dieses achtmal wiederholt, wo man nach jedem Abnehmen dann nur eine Tour darüberstrickt, bis noch 4 Maschen aus jeder Nadel sind. Diese werden aus 2 Nadeln gehoben, und sodann der Strumpf umgewendet, und aus der innern Seite abgeschlossen.

Ein anderes Käppchen. Es sind 6 Maschen zu stricken, dann abzunehmen, abermals 6 Maschen, dann wieder abzunehmen, nochmals 6 Maschen u. s. s. Es kommen eben immer zwischen jedes Abnehmen 6 Maschen. Ueber diese Tour kommen 6 glatte Touren. In der nächsten Tour nimmt man nun mit derselben Masche wieder ab, mit der man zuerst abgenommen hat, strickt da zwischen 5 Maschen, und nimmt eine Masche ab, dann werden wieder 5 Maschen glatt abgenommen u. s. s. Sind nun so viele Touren dazwischengestrickt, als Maschen zwischen dem Abgenommenen liegen, (was man sich stets zur Richtschnur nehmen muß,) so wird wieder abgenommen. Zwischen das Abnehmen aber kommen nur 4 Maschen, folglich bis zum nächsten Abnehmen auch nur 4 Touren u. s. s. So wird fort und fort immer mehr abgenommen, bis man am Ende nur noch 4 Maschen aus jeder Nadel hat, dann schließt man, wie oben beschrieben, von innen zu.

Das Zusammennähen einzelner Strumpftheile. Ist an einem Strumpf der Fuß noch gut, die Ferse aber zerrissen, so trenne man dieselbe ab, und schneide sie in der Art heraus, daß die Seitenmaschen und noch einige weitere Maschen bleiben, dann fasse man die abgetrennten Maschen auf Stricknadeln, und stricke, so viel herausgeschnitten wurde, wieder neu. Nun werden an dem abgeschnittenen Theil die Glieder der Seitenmaschen auf Nadeln aufgefaßt, dann fädelt man einen Faden vom Strumpfgarn in eine Nähnadel, und sticht damit im Strumpf von der Rechten zur Linken in 2 Maschen. Hieraus faßt man 2 Maschen vom Untertheil, zieht wie bei einer gestrickten Masche zusammen, und sticht hernach wieder in den ersten Theil, und zwar in die letzte Masche von dem schon angenähten, wozu noch eine frische Masche aus die Nadel zu nehmen ist. Dann sticht man in den andern Theil, und zwar gleichfalls in die letzte angenähte Masche, nimmt zu dieser noch eine frische Masche, und nachdem man den Faden angezogen hat, sticht man wieder von der andern Seite in die letzte angestochene Masche, nimmt dazu noch eine frische, und geht von da auf die andere Seite über u. f. f.

Hierbei ist hauptsächlich darauf zu achten, daß der Faden nicht zu stark zusammengezogen wird, und daß man immer in die zuletzt angestochene Masche stechen, und eine frische dazunehmen muß, bis ringsum Alles angenäht ist. Daß die Maschenzahl an beiden Seiten gleich seyn muß, versteht sich von selbst. — Man kann auch die Fersen, statt hinein nähen, hinein stricken. Wenn die abgetrennten Maschen auf die Nadeln aufgefaßt sind, werden auch die am abgeschnittenen Theil aufgefaßt, und nun sogleich beim Anfang des Anstrickens derart mit dem Neugestrickten vereinigt, daß je 1 die Schlußmasche des Neugestrickten , und 2 Glieder von dem Aufgefaßten zufammengestrickt werden. Auf diese Art strickt man die ganze Ferse hinein.

Herzdeckel zur Ferse. Ist von der Ferse das letzte Seitennädlein gestrickt, so wird auf der rechten Seite die erste Nadel glatt abgestrickt, von der zweiten Nadel 3 Maschen glatt gestrickt, dann nimmt man überhoben ab, wendet um, und überhebt die zuletzt abgestrickte Masche zu den Maschen auf die andere Nadel, die 3 inwendigen Maschen werden link abgestrickt. Von der folgenden, nämlich von der ersten Fersennadel, strickt man jetzt 3 Maschen, nimmt link ab, kehrt auf die rechte Seite um, überhebt die zuletzt abgenommene Masche auf die zweite Nadel, und strickt 3 Maschen glatt ab, dann strickt man auf der andern Nadel 4 glatt ab, nimmt überhoben ab, wendet nochmals um, und überhebt die zu letzt abgestrickte Masche zu den Maschen auf die vorige Nadel. Nun werden 4 Maschen link abgestrickt, auf der folgenden Nadel 4 link und 2 zusammen, und alsdann umgewendet. So wird bis zur letzten Masche der Ferse fortgestrickt, und dabei, wie sich aus dem seither Angeführten ergibt, in jeder Reihe um 1 Masche hinaus gerückt, auf daß sich die Maschen in der Mitte der beiden abnehmenden vermehren, während die übrigen Fersenmaschen vermindert werden.

Schneckenkäppchen zum Zumachen der Strümpfe. Auf jeder Nadel werden die ersten 2 Maschen überhoben abgenommen, 2 Touren glatt darübergestrickt, dann die erste Masche auf jeder Nadel glatt abgestrickt, und die zweite und dritte über hoben abgenommen, nun 2 Touren darübergestrickt, 2 Maschen glatt, und die dritte und vierte überhoben abgenommen, (was auf allen 4 Nadeln zu beachten ist,) alsdann abermals 2 Touren glatt, 3 Maschen glatt, die vierte und fünfte überhoben ab genommen , und 2 Touren glatt. Auf diese Weise wird fort ab genommen, bis man am Ende noch 10 Maschen auf jeder Nadel hat, dann wird nicht mehr darübergestrickt, sondern jede Tour abgenommen, bis noch 4 Maschen auf der Nadel sind, wo man den Strumpf nun von innen zumacht.

(Die Anleitung stammt aus einem Buch aus dem Jahre 1868. Die alte Schreibweise wurde beibehalten.)